Univis: Warum die digitale Uni Wien mehr Social Media vertragen könnte
Als Lektor an der Universität ist man digitale Touchpoints seit Semestern, pardon, Jahren gewohnt. Über das Univis-System wird die gesamte Verwaltung abgewickelt, Publikations-Funktionen, ein Kalender und weitere Features wurden auf den ersten Blick übersichtlich umgesetzt. Über das System melden sich Studenten auch zu Lehrveranstaltungen an, LV-Leiter nutzen das Interface zur Kommunikation mit der Gruppe. So weit, so sinnvoll – seit letztem Semester hat die Uni Wien allerdings ein neues System eingeführt, und die Änderungen bei der LV-Verwaltung (ich nutze nur diesen Teil von Univis) bereiten mir keine große Freude.
So war es im alten Univis problemlos möglich, die komplette Anmeldeliste inklusive Matrikelnummern und E-Mail Adressen der Teilnehmer zu exportieren – was ich am Semesterbeginn immer gemacht habe, um während der LV laufend mit der Gruppe zu kommunizieren bzw. Unterlagen zu den einzelnen Einheiten und Übungsarbeiten zu verschicken. Diese Export-Funktion fehlt im neuen System.
E-Mails kann man zwar nach wie vor verschicken, allerdings nur über das Webinterface. Das sieht dann so aus:
Wie auf dem Screenshot zu erkennen ist, zeigt das System zwar die auf Matrikelnummern basierenden Unet-Adressen an, allerdings ohne Namen. Mag mich penibel nennen, aber diese Umstellung halte ich für falsch verstandenen Datenschutz: ich kann mir kaum vorstellen, dass es in der Vergangenheit Probleme durch Spam-Missbrauch gab. Außerdem wäre eine händische Zuordnung von E-Mail und Name aufgrund der Matrikelnummer grundsätzlich ohnehin möglich, aber vollkommen sinnlos aufwendig.
Zusätzlich unangenehm ist der Zwang, Univis zu verwenden, aufgrund der Tatsache, dass reproduzierbar unter Firefox/Vista64 die Login-Maske nicht lädt – mit IE, Chrome oder Oper haut’s hin. Allerdings ist das gesamte System so programmiert, dass die Back- und Forward-Buttons im Browser nicht funktionieren. Als ich mich dann am Freitagnachmittag einloggen wollte, um eine Termin-Koordinations-Mail zu verschicken, erfuhr ich, dass das System aufgrund von Wartungsarbeiten von Freitag bis Sonntag nicht benutzbar sei: kein Drama, aber definitiv lästig.
In dem Moment wurde mir dann auch klar, wie verwöhnt wir Web 2.0 Geeks vom Paradigma der Simplicity und Webstandard-konformen Social Media Applications sind. Natürlich ist ein solches Tool schwer mit General Interest Plattform wie Facebook vergleichbar, aber dennoch: Lehre ist zweifellos eine verantwortungsvolle Tätigkeit, die nicht nur auf Fachwissen, sondern auch auf Vertrauen zwischen Lehrer, Student und Universität beruht. Ich denke, es wäre im Sinne der Qualitätssicherung erstrebenswert, die Kommunikation möglichst zu erleichtern. Man muss ja nicht gleich Twitter- und Facebook-Buttons ins Univis einbauen (obwohl: schlecht wär’s nicht! :mrgreen:). Aber die Mailinglisten-Export Funktion mit Name und Matrikelnummer spart unnötige organisatorische Zusatzarbeit – und wie effektiv Tools wie Twitter, Mixx und Co. als Organisations-Tools genützt werden können, zeigen die aktuellen Stundenproteste deutlich. Also bitte mehr Social Media im nächsten Univis! :mrgreen:
exakt, ich ärger mich auch dauernd damit rum, vor allem das einfache mail schreiben streikt auch bei jeder dritten mail
einstieg dauert ewig, dann absturz und dann muss ich das depperte mail noch mal schreiben
das ist so langsam das univiesystem
am lustigsten war aber das 35seitige erklärheft des an sich eh selbsterklärenden systems
aber: ned ärgern, weitermachen ;-))
Das Erklärungsheft ist gar nie bei mir angekommen :-)
Aber eh: always forward :-) Irgendwann wird sich’s schon ändern.
Und da soll nochmal einer sagen, Studenten werden nicht wie Nummern behandelt. Die LV-Leiter haben ja gar keine andere Wahl.
Ja, das ist ein guter Punkt – da gehören viele Bereiche dazu; aber die entsprechende Infrastruktur zu schaffen, fände ich persönlich sehr sinnvoll. Insofern war’s im Artikel auch gar nicht so scherzhaft gemeint, dass man z.B. ein Facebook-Connect bzw. einen Link zum Profil einbauen könnte, sowohl auf Lektoren- als auch Studentenseite (natürlich nur nach Zustimmung).
Liegt vielleicht auch daran, dass Universitäten und Schulen in Deutschland nicht so viel Unterstützung bekommen wie sie bräuchten…
Natürlich kriegen sie zuwenig Unterstützung – aber alles kann man dann auch nicht aufs System schieben; das ist ja keine Kostenfrage.