Wahlkampf abseits des ORF: Interview mit Alexandra Damms von ATV

Wahlkampf abseits des ORF: Interview mit Alexandra Damms von ATV

atvlogoNoch nie wurde abseits des Staatsfunks so engagiert und umfangreich über den Wahlkampf berichtet wie in diesem Jahr. Mit puls4 und ATV hat der unentschlossene Österreicher gleich zweimal die Möglichkeit, Zusatzinformationen einzuholen. Im Gegensatz zu den klassischen Konfrontationen und Elefantenrunden im ORF bemühten sich die privaten Sender um dynamischere Formatgestaltung und vor allem die um direkte Einbeziehung des Publikums über Online-Videos: jeder Zuseher kann via VideoplattformFragen an die Politiker stellen, ein Feature, das der klassischen Selbstdarstellungsplattform Fernsehen eine ganz neue Dimension verleiht.

Wer den Wahlkampf ausschließlich im ORF verfolgt, könnte durchaus auf die Idee kommen, dass es in Österreich nur eine Meinungsforscherin (Sophie Karmasin) und einen Politikwissenschafter (Peter Filzmaier) gibt: nach der jeweiligen Sendungen dürfen die beiden ihre wenig kontroversiellen Statements abgeben, die inhaltliche Oberhoheit in den Diskussionsrunden liegt bei der äußerst kompetenten und angenehmen Diskussionsleiterin Ingrid Thurnherr. Neu waren in diesem Jahr die Jugendrunden, bei denen Schüler live Fragen an Kandidaten der einzelnen Parteien stellten.

Ganz anders präsentierte sich die Vorwahlzeit bei puls4, ATV und Wahltotal.at: Ich habe nicht alle Konfrontationen und Präsentationen verfolgt, muss im großen und ganzen allerdings sagen, dass die private Konkurrenz der Wahlberichterstattung sehr gut tut: vor allem die Zwischenunterbrechungen mit wirklich knackigen Expertendiskussionen auf puls4 gefielen mir ausgesprochen gut, während ATV vor allem mit der geschickten Einbindung von Youtube-Videos punktete. Alexandra Damms, Pressesprecherin von ATV, hat mir im Rahmen einer Mini-Serie einige Fragen zu den Schwerpunkten der Wahlberichterstattung beantwortet. Demnächst folgen ein Interview mit den Machern von Wahltotal und mit Politik-Chefredakteur von Puls4.

ATV: Neue Zugänge zur Politik

Alexandra Damms, ATVdatenschmutz: Das duale Fernsehsystem ist in Österreich eine vergleichsweise junge Einrichtung, bislang hatte der ORF das Wahlkampf-Berichterstattungs-Monopol. Das hat sich mit den privaten Sendern geändert – was sind die Spezifika der ATV-Wahlberichterstattung und wodurch unterscheidet sie sich von den klassischen ORF-Runden?

Alexandra Damms: ATV möchte mit dem Konzept die althergebrachte Elefantenrunde wo Fragen von Journalisten beantwortet werden durch einen neuen Zugang ergänzen. Da unser Zielpublikum jünger ist (12-49 Jahre) und auch vor allem bei diesen Nationalratswahlen sehr viele Erstwähler zwischen 16 und 18 Jahren die Möglichkeit haben, mitzubestimmen ist das Konzept frischer und auf jüngere Seher aufgebaut. Die Kandidaten müssen direkt auf Wählerfragen antworten, die diese via YouTube online gestellt haben, bzw. haben wir auch eine Österreich-Tour gemacht, wo Bürger ihre Fragen in die Kamera stellen konnten.

?: Welche Rolle spielt das Internet in der Wahlberichterstattung von ATV?

!: Wie gesagt, durch das Konzept der ATV-Wahlberichterstattung spielt das Internet eine große Rolle dabei.

?: Wie sind Sie mit dem bisherigen Verlauf der Wahlberichterstattung auf ATV zufrieden? Gab es Reaktionen von Seiten des Publikums oder gar parteipolitische Proteste?

!: Bis jetzt sind 171 Fragen online, das ist sehr zufriedenstellend Parteipolitische Proteste gab es nicht, jene Spitzenkandidaten die zugesagt haben, waren sofort dafür bereit.

?: Wie schätzen Sie persönlich den Einfluss der ATV-Berichterstattung ein? Und was sagen Sie zur Weigerung Werner Faymanns, an den privaten „Elefantenrunden“ teilzunehmen?

!: Für eine österreichischen Privatsender sind Nachrichten und politische Berichterstattung sehr wichtig, da es auch zu unserer Identität beiträgt und zur Positionierung von Privatsender in Österreich einen wichtigen Beitrag liefert. Wir sehen unsere politische Berichterstattung als Kontrapunkt zu jener des Öffentlich-Rechtlichen, und vor allem auf unsere Zielgruppe zugeschnitten. Werner Faymann ist leider terminlich verhindert, er bleibt bei uns bis zum Sendungsbeginn eingeladen, und wenn wir ihn unterstützen können, seinen Termindruck zu entzerren, wird ATV alle Hebel dafür in Bewegung setzten. Allerdings finden wir es sehr schade, dass er sich die Gelegenheit entgehen lässt, direkt auf Wählerfragen im Fernsehen zu antworten, vor allem da es sich an ein jüngeres Publikum richtet.

0 Kommentare
  1. hannes@USB-Gadgets
    hannes@USB-Gadgets sagte:

    Also das Thema privat vs. öffentlich rechtlich mal in der Blogosphäre aufzugreifen find ich gut. Und noch besser finde ich, dass du KeywordLuv installiert hast :mrgreen:

Hinterlasse einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar