youXcity: durch die Stadt kreuzen

youXcity: durch die Stadt kreuzen

youxcitylogoWer hat sich bitteschön diesen Namen aus? youXcity, was soll das denn heißen? Referenziert das x spanische Aussprache („You shitty“) oder handelt sich’s um English for Runaways („Jux-City“)? Mitnichten! Der neo-denglisch-webbige Ausdruck will „you cross the city“ implizieren. Aber warum wollten die meine Stadt durchstreichen? I wo. Die user sollen bloß Kreuzerl eintragen und ihre youX’en sprich („:juh-äkksen“) multimedial gestalten. Die gute Nachricht: so kompliziert der Name, so intuitiv und extra-leiwand, wie sich’s eben für eine Wienkarte gehört, funktioniert das Interface.

„Durchquere die Stadt“, fordert das Intro, „und fotografiere oder filme deine Lieblingsplätze! Zeige und beschreibe diese Orte wie du sie siehst – als deine youX!“. Gegründet wurde die Betreiberfirma von Absolventen des Wiener FH-Studiengangs „Wissensmanagement“, als technisches Framework kommt die selbst entwickelte Software youXcity Geosys zum Einsatz und derzeit kümmert sich die Seite, die offiziell noch im Betastadium ist, ausschließlich um die österreichische Bundeshauptstadt.

Ohne weitere Umschweife zur Kardinalfrage an Radio Eriwan: braucht das Web 2.0 ein weiteres öffentliches Geo-Informationssystem? Antwort: Im Prinzip ja, denn was an youXcity gefällt, ist das Interface: hier kommt die altbekannte Kulturtechnik Stadtplan zum Einsatz, der, wenn auch in digitaler Form, jegliche Usability-Schwierigkeiten weitgehend ausschließt: Man schiebt, zerrt, zoomt und fuhrwerkt mit der Maus ganz intuitiv, ein Click auf die grünen X-erln öffnet einen Floating Layer mit allen zum Spot vorliegenden Inhalten.

youxscreen

Ebenfalls äußerst intuitiv sind die zugehörigen Fotogallerien: die Voransicht wird in einem schicken segmentierten Kreis angezeigt, der sozusagen als „Richtungsanzeiger“ fungiert. Zu einigen Plätzen sind bereits jetzt Shots in verschiedene Richtungen verfügbar. Neben der eigentlichen Karte zeigt rechts ein Sidebar zusätzliche Informationen zum jeweils aktuellen Kartenausschnitt an. Sehr gut: jedes youX erhält einen eindeutigen Permalink zur direkten Ansteuerung. Gut durchdacht ist auch die „City-Barometer“ Funktion: die von Usern gevotete Attraktivität bestimmten Lebensbereiche (Familie, Wohnen, Kultur etc.) wird übersichtsmäßig mit Daumensymbolen dargestellt. Wäre youXcity einfach nur ein weiterer Tupalo-Clon, könnte die Welt gut und gerne drauf verzichten. Allerdings gehört das Interface zum elegantesten und intuitivsten, was ich in punkto Geo-Informationssystem bislang zu Gesicht bekommen haben, wenn auch mit einigen Einschränkungen: das Kartenmaterial kommt von Google, die Suchfunktion ebenfalls. Wenn man nicht gerade durch die Karte browsen will, was durchwegs Spaß macht, sondern etwa gezielt ein Lokal sucht, dann zeigt sich die fehlende Einschränkung auf Wien: bei der Suche nach „Pancho“, einem (essenstechnisch zu Unrecht, aber die Cocktails sind okay) beliebten mexikanischen Lokal, lande ich in Morona Santiago, Ecuador. Das zeigt einerseits, dass auch Nicht-Wiener was mit der Seite anfangen können, andererseits geht mir aber eine Suche nur über die youX-eigenen Inhalte ab.

Auch die Gestaltung der einzelnen Layer-Fenster und die grafische Benutzerführung in Form von Farbleitsystem und Icons böten noch einiges an Optimierungspotential. Angesichts der Tatsache, dass youXcity sich derzeit im öffentlichen Betatest befindet, bin ich aber bereits sehr angetan von der Seite – Karin hat keineswegs übertrieben, als sie schrieb, die Meldung wäre ein Leckerbissen für datenschmutz. Ich bin der Meinung, dass youXcity ziemlich großes Potential hat, habe mich soeben registriert und werde demnächst mal mein erstes youX (heißt das dann meX?) anlegen. Tolles Interface – nur der Name ist ziemlich unglücklich gewählt!

0 Kommentare
  1. Christine Mark
    Christine Mark sagte:

    Wir haben das Feedback aus der Betaphase genutzt und youXcity in den letzten Monaten verbessert. Seit einer Woche ist das neue System nun online. Der Fokus geht jetzt mehr in Richtung Meinungsäußerung und Diskussion, die Grundidee, das Lebensgefühl in Wien abzubilden ist aber gleichgeblieben. Ebenso der Name ;)

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