Am Punkt: Social Media Fernsehen macht Spaß!
Bei der Am Punkt Live-Diskussion auf ATV ging’s heute um das .at-typische Thema Der Wahnsinn auf den Pisten: fahrlässig in den Tod! – für mich die bisher beste Am Punkt Sendung 2010, und eine gute Gelegenheit, mal eines los zu werden: Social Media Fernsehen rockt.
Ich bin in die Genese des Formats ja relativ eng involviert – ATV Nachrichtenchef Alex Millecker zeichnet für die Sendung verantwortlich, Sylvia Saringer moderiert und ich hatte die Ehre und das Vergnügen, die zugehörige Homepage zu konzipieren und programmieren. Genau aus diesem Grund habe ich mir natürlich die ersten paar Sendungen aus „professionellem Interesse“ angeschaut – ganz gegen meine sonstigen On-Demand Medienkonsumationsgepflogenheiten, bei denen fixe Sendezeiten eigentlich keinen Platz haben. Inzwischen allerdings ist der Mittwochabend quasi ein Fixtermin – weil die die Kombination aus Livestream, Facebook-Chat und Zuseher-Feedback wesentlich mehr Spaß macht als One-Way-TV.
Das hängt zum einen mit dem jedem Webworker mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangenem Multitasking zusammen: während am einen Monitor ein Browserfenster mit Stream und Chat läuft, bleibt am zweiten noch ausreichend Platz für diverse andere Tasks in der Queue. Dass eine Live-Diskussion ohnehin ein stark audiolastiges Format ist, kommt dem natürlich entgegen – wenn die Diskussion interessanter wird, schaut man hin, liest im Chat mit und droppt auch mal die eigenen 5 Euro-Cents; und wenn’s fader wird, switcht die Aufmerksamkeit eben woanders hin.
Fad war’s heute für mich aber quasi nie: während Johann Maier von der SPÖ relativ realitätsferne Regulierungslust zeigte, sprachen sich Karl Gabl, Präsident des Kuratoriums für Alpine Sicherheit, und der Bergretter Stefan Hochstaffl ganz klar für Eigenverantwortung aus. Ganz meine Meinung – und ich komme aus einer Familie von Bergrettern; man glaubt gar nicht, was für unglaubliche Fälle sich da ereignen: da gab’s beispielswiese mal eine Urlauberin, die beim Wandern ihren Gatten verlor und die Bergrettung verständigte. Über 40 Leute suchten die ganze Nacht lang bei strömendem Regen in recht schwierigem Gelände nach dem „Vermissten“ – bis sich dann in der Früh herausstellte, dass der Mann kurz nach Beginn des Einsatzes ins Hotelzimmer zurückgekehrt war. Aus Angst vor möglichen Kosten hatte die Gattin allerdings vorgezogen, dies der Bergrettung nicht mitzuteilen.
Solche extrem Fälle wird man nie ausschließen können – letztendlich wäre wohl eine verpflichtende Versicherung für Bergsportler von Vorteil; was mich aber an der Diskussion und vor allem dem Chat mal wieder überrascht hat: der Wunsch nach Delegation wird größer. Erst der Hunde-, dann der Pistenführerschein: und irgendwann schreibt mir dann Gesetz vor, welche Farbe meine Bettwäsche im Winter haben darf. Fremdenpolizei, Pistenpolizei – irgendwann mal wird man jedem Bürger ein 24/7 Aufsichtsorgan zur Seite stellen müssen, um die Befolgung sämtlicher Vorschriften sicher zu stellen. Zum Glück sieht’s aber nicht so aus, als würde die Robotik derart schnelle Fortschritte machen: und der alpine Raum mit seinen Extrem- und Grenzsituationen (dazu gehören zweifellos auch die Apres Ski Gastronomie) lässt sich einfach nicht mit Vorschriften und Gesetzen regeln. Ohne Selbstverantwortung geht’s nun mal nicht – weder auf der Piste noch im Tiefschnee noch im menschlichen Zusammenleben allgemein. Oder wie sehen Sie das, hochverehrte Leserinnen und Leser?
Also ich find Fernsehen mit Rückmeldungskanal wesentlich interessanter als reine Berieselung. Gerade als GIS-Gebührenzahler würde ich mir wünschen, dass der ORF endlich auch beginnt, verstärkt Social Media in den Sendungen wie der ZIB einzusetzen (meine hiermit nicht @ArminWolf, der ja eh twitter intensiv nutzt, sondern eine Integration ins Sendekonzept á la ampunkt)
Ich finde das Konzept auch sehr ansprechend. Sowie du schreibst hör ich es auch eher nebenbei. Wenn man US-Sender betrachtet ist bereits ein totales Verschwimmen von den neuen Medien mit TV zu beobachten. Also ATV ist hier sicher fortschrittlicher als der Beamten-ORF.
Ich bin auch ein „Multitasker“ – man bekommt einfach viel mehr mit und kann sich per Kommentar auf Facebook und Co. mit einmischen. Social Media Integration kann ruhig noch in mehr TV Sendungen passieren.
Übrigens: Krasse Geschichte mit der Bergrettungs-Aktion, die keine war.. *.+
Ja – da könnt ich noch einiges erzählen; auch wie mein Opa mal beim Glockner-Aufstieg in der Hütte zu ein paar Deutschen, die er beim Anziehen gesehen hat, hingegangen ist und zu ihnen meinte: „Entschuldigung, Sie können diese Route nicht mit Turnschuhen gehen; das ist lebensgefährlich!“ Er hatte auch sein Bergrettungs-Abzeichen am Rucksack… aber die Antwort war so ungefähr: „Mach dich nicht lächerlich, du alter Depp.“ Und das sind dann genau diese Vollkoffer, die andere Leute unter Lebensgefahr dann irgendwo bergen und runterbringen müssen.
Man muss aber so realistisch sein einzusehen, dass es immer ein paar Vollidioten geben wird – von daher fänd ich das Modell einer „Pflichtversicherung“, die man ja z.B. mit der Touri-Pauschale gemeinsam einheben könnte, gar nicht schlecht.
Ich denke ein Pistenführerschein oder eine Pistenpoizei sind völliger Quatsch. Eine Alkoholverbot oder eine verpflichtende Versicherung, z.B. mit dem Skipass halte ich schon eher für sinnvoll. Wobei man letztendlich niemanden davon abhalten kann sich selbst zu gefährden. Aber ich denke das sollte man auch dürfen^^. Sonst macht doch alles irgendwann keinen Spaß mehr.
„die größte gefahr beim schifahren sind die anderen“. dieser spruch wird leider immer realer. mir kommt vor, dass vor allem die jugendlichen sich absolut um nichts mehr scheren, keine angst, kein respekt, keine weitsicht. eine verpflichtende versicherung ist sicher eine gute sache, macht aber schifahren letzten endes für viele nicht mehr leistbar.
Also dass die Jugendlichen speziell arg sind auf der Piste, wär mir nicht aufgefallen – da haben (no offense) die Oldtimer oft deutlich weniger Kontrolle über ihre Richtungswechsel; Tempo ist nicht das gefährlichste pers se beim Skifahren.
jo, bezüglich richtungswechsel hast du natürlich recht. das ist aber dann eine folge mangelnden könnens. was ich meinte war die prinzipielle bereitschaft, das risiko eines unfalls einfach mal einzugehen.
Das stimmt, jüngere Fahrer denken vermutlich etwas weniger über die möglichen Konsequenzen nach.
Scheint ein interessantes Fernseh Format zu sein. Eine integration von Social Media macht das Fernsehprogramm wieder etwas interessanter. Wie schon geschrieben, in den USA ist das einbeziehen von Twitter, Facebook und Co ja schon nichts besonderes mehr.