Der Facebook Dislike Button gefällt mir nicht
Jedenfalls entzog Mark Zuckerberg damit Satire-Blogs jedwede Spekulationsmöglichkeit über alternative Ein-Klick-Meinungsbekundungen im Facebook Universum, ohne genauere Zeitangaben zu tätigen. Wörtlich sprach der Facebook-Gründer während einer Frage-Antwort-Session vor zwei Tagen folgendes:
Angesichts Facebooks stets präzise dehnbarer Zeitangaben ist also mit dem Auftauchen des neuen Gefällt-mir-nicht Knopfes irgendwann zwischen Anfang nächster Woche und Ende 2020 zu rechnen.
Pro: Der Dislike-Button löst das „XY ist tot“ Dilemma
So erklärte Zuckerberg, der sich in der Vergangenheit stets gegen Dislike-Button ausgesprochen hatte, seinen Gesinnungswechsel. Krankheits- und Todesfälle musste man zwar bisher auch nicht bloß schweigend zur Kenntnis nehmen, es gibt ja auch noch die Kommentarfunktion.
Was in der breiten Masse der Facebook-Updates sonst noch als traurig oder negativ empfunden wird, liegt aber bekanntlich höchstgradig im Auge des Betrachters. Nicht zuletzt im politischen Bereich könnte ein gewisser Handlungsdruck entstehen – sobald die erste Partei ihre bezahlten Disliker auf die Status Updates des Gegners loslässt, Algorithmus hin oder her.
Kontra: Eine neue Schere im Kopf?
Taucht der Abwärts-Daumen bei jedem Update auf, so könnte dies durchaus zu mehr Reflexion bei den Nutzern führen. Das klingt auf den ersten Blick nicht so schlecht, immerhin herrscht ja die Meinung vor, dass „die Leute ohnehin zu viel von sich im Internet preisgeben“. Dennoch glaube ich fest daran, dass unser Internet abseits menschenverachtender, verhetzender und gesetzeswidriger Inhalte auch eine Plattform für deviante Meinungen sein sollte. Nur eine Gesellschaft, die eine offene Diskussionskultur pflegt, kann sich weiterentwickeln.
Sollte der Button dazu führen, dass Minderheiten-Meinungen gleich mal mit einem Dislike-Schauer eingedeckt werden, hätte das Social Web in Korrektiv mehr und würde ein bisschen weniger bunt.
Andererseits: Aber Youtube
Wenn der Platzhirsch rölzt, dann zücken die beobachtenden Experten (früher: Journalisten) ihre Touch-Pens und faseln möglicherweise mehr Bedeutung herbei, als in einen simplen, kleinen Dislike-Button überhaupt hineinpasst. Denn auf Youtube, dem immerhin zweitgrößten sozialen Netzwerk, ist die Daumen-hoch-Daumen-runter Funktion schon längst kein Thema mehr, sondern ganz normaler Interaktionsbestandteil.
Also alles halb so wild – wir Nutzer, Berater, Agenturen und Unternehmen werden uns mit dem Dislike-Button genauso arrangieren, wie mit allen anderen Facebook-Features. Ist ja nicht so, dass wir eine Wahl hätten.
Fazit: Der Gefällt-mir-nicht-Button war längst überfällig. Endlich kann ich Vogelkebab, Clowns und Drehtüren disliken. Und hoffentlich folgt demnächst auch eine extern einzubindende Version, am besten in einer lokalisierbaren Version. Ich werde die Wiener Variante auf datenschmutz installieren: „Schleich di, Oida. So a Schass.“
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