Freitagsfunde: das Stahlbad zum Wochenende
Schon Adorno hatte reichlich Spaß im Schmelztiegel. Damals mag die Welt ja noch Ordnung gewesen sein, aber gegen Ende des vergangenen Jahrneunts konstatierte das britische Modeblatt „Economist“ den Trend zur Spaßverpflichtung: „Heute gebe es hingegen Zwangsfun als Gewinn-maximierende Teambuilding-Maßnahme“. Der Funzwang macht uns keine Angst, Mann!
Gefährlich wird’s erst dann, wenn adoleszente junge Männer ohne stattlich zertifizierte Stunt-Ausbildung die Bühne betreten. Spielen Ihre Kinder mit dem Feuer? Dann zeigen Sie Ihnen doch dieses Video – datenschmutz übernimmt keinerlei Verantwortung für resultierende Alpträume:
Aber was sollen wir uns länger etwas vormachen? Die Herrschaft der Maschinen hat längst begonnen – die gesamtgesellschaftlich viel relevante Frage lautet doch: wollen wir wirklich eine Zukunft, in der eine kleine Gruppe von Techno-Illuminaten die Weltherrschaft mit Hilfe selbstgebauter Lego-Roboter übernimmt, die für uns putzen, arbeiten, bloggen? Meiner Meinung nach: ja! Dann hätte ich nämlich endlich Zeit, mich eingehend mit meinem Mindstorms-Set zu beschäftigen. [via Kobuk]
Zurück zu den menschlichen Akteuren: wenig Verständnis zeigt der namenlose Autor des ORF-Berichts über den Economy-Bericht für die kleinen HR-Tricks der New Media Branche:
Heute gibt Twitter vor, das mitarbeiterfreundlichste Unternehmen zu sein. Anders als bei Google werden hier aber vor allem fragwürdige Teambuilding-Maßnahmen ergriffen. Die Mitarbeiter ziehen, die Hände auf den Schultern des Vordermanns, durch die Büros, und am Ende wird ein Mitarbeiter beklatscht und bejubelt, der dann eine Woche lang einen lächerlichen Hut tragen muss.
Also ganz ehrlich: so wahnsinnig innovativ finde ich das nun wirklich nicht – bei Lion.cc sind wir seinerzeit wochenlang johlend durch die Büros gezogen, alle hatten ständig lächerliche Hüte auf, aber selten zwei freie Hände zum Klatschen. In der ersten Nacht war der bedauernswerte Security-Mann so schockiert, dass er nicht mal seinen Pfefferspray ziehen konnte…
Wer ein Medienprofil werden will, kann nun mal nicht früh genug beginnen, Kompetenz anzuhäufen. Sehr zu begrüßen ist daher die Inititative Medienführerschein der Byerischen Staatskanzlei. Die bringt Grunschülern nämlich bei, dass Bernd der blöde Blogger erstens schreiben kann, was er will, und zweitens nicht vom Kontrollamt auf Richtigkeit geprüft wird. Der folgende Screenshot stammt aus der Broschüre mit dem Unterrichtsmaterial, die dankenswerterweise vom Verband Bayerischer Zeitungsverleger herausgegeben wurde. Das Quiz für Medienprofis berücksichtigt jedoch leider nur die Lage in Deutschland – wir Österreicher können ja zum Glück auf eine lange Tradition der freiwilligen Selbstkontrolle zurückblicken. Daher habe ich mir erlaubt, eine landesspezifische Variante oder Mutation, wie der Werber sagt, zu verfertigen:

In diesem Sinne wünsche ich ein wunderschönes Wochenende – und trauen Sie bloß keiner Information, die auf toten Bäumen daherkommt!
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