Meedia.de: Dirk Manthey hat gelauncht
Der bekannte Medienmacher Dirk Manthey, in den 90ern unter anderem mit Max und TV Spielfilm erfolgreich, konzentrierte sich in den letzten Monaten ganz aufs Online-Geschäft: daraus resultierte ein kürzlich gelaunchtes – und in seiner Breite sehr ambitioniertes – Medienportal, das den Platzhirschen Horizont.net und WUV.de gar nicht gefallen dürfte.
Ein sehr ausführliches Portrait über den Verleger und die Gründe für sein Ausscheiden aus der Printbranche veröffentlichte die Wirtschaftswoche:
„Ich kann mir vorstellen, dass es irgendwann überhaupt keine gedruckten Zeitungen mehr geben wird. Beispielsweise unsere 14-jährige Tochter liest außer Tokio-Hotel-Heften alles im Internet.“
[…]
Doch die Anzeigenkrise nach dem Platzen der New-Economy-Blase setzte den bunten Blättern zu. Der Rivale Burda, der sich über einen Umweg in der Milchstraße eingekauft hatte, drängte Manthey Stück für Stück aus seinem Unternehmen.
meedia.de: Dirk Mantheys B2B Spielplatz
Der am 14. Juli erfolgte Launch stellt für den Pagemacher (ist dieser Begriff das neue Äquivalent zu „Blattmacher“?) eine Art Betaphase dar, der finale Launch folgt dann im September – das nenne ich mal kreative Ausnutzung des Sommerlochs. Der Malibu-Fan wird übrigens auch selbst eine Kolumne verfassen, und zwar über aktuelle Trends aus den USA. Dass er seine einstige stückweise Montage durch den Burda-Verlag und das Zusammenschrumpfen der früher so erfolgreichen Milchstraße-Gruppe allerdings via meedia.de „rächen“ wolle, bestreitet Manthey entschieden.
Was mich ebenso verwundert wie Medienrauschen ist die unsinnige vorgeschaltene Logoseite („Zum Betreten der Homepage bitte auf das Logo klicken“) und die Tatsache, dass Typo 3 (immerhin mit Rewrite-Modul) zum Einsatz kommen. Naturgemäß entsprechend launig fiel der Kommentar aus, den Horizont.net zum Start abgab (Zaunpfahlwink: URL-Rewrites täten euch auch nicht schlecht!):
Angeblich arbeiten 15 Redakteure und Vermarkter an dem von US-Websites inspirierten Dienst. Für einige Lacher über die Qualität der Mannschaft sorgte in der Szene eine „Welt“-Meldung, dass eine Meedia-Fotoredakteurin bei HORIZONT nach Bildern der bei Lesern überaus beliebten HORIZONT.NET-Bildergalerie gefragt hatte. Merkwürdig auch: Für die Akquise ist Martin Fischer, schon zu Milchstraßen-Zeiten die rechte Hand des Verlegers (und 1999 HORIZONT-„Medienmann des Jahres“), zuständig, doch Abwicklung, Technik und Dispo kommt vom Quality Channel, dem Online-Vermarkter des Spiegel Verlags.
Ganz groß geschrieben werden bei meedia Zahlen: Reichweiten, Auflagen, Clicks und quantitative Analysen auf Tod und Teufel. Und da ich selten Radiospots oder Zeitungsanzeigen schalte, wird meedia – nicht zuletzt wegen der fehlenden RSS Subfeeds für die einzelnen Channels – wohl nicht meiner neuer Informationshub, auch wenn das Design des Video Channels recht gut gelungen ist.
Für die digitale Zahlenkrämerei hat sich Herr Manthey übrigens den Popkulturjunkie geholt, der als Mister Analyzer bloggt. Ich frag mich, ob er die Zahlen auch so willkürlich „korrigiert“ wie bei seinen deutschen Blogcharts*… also ich hätt mich da eher an die Blogpiraten gewandt.
*) Dort stehe ich skurrilerweise mit angeblich nur 225 Trackbacks auf Platz 77. Warum? Das weiß nur der Herausgeber, der Transparenz vorzugsweise mit kleinem „t“ schreibt.
Die vorgeschaltete Logo-Seite haben sie wohl mittlerweile entfernt… Ansonsten kann ich solch einer unübersichtlichen, mit kleinen Kästchen vollgeballerten Seite auch nicht viel abgewinnen.