monochroms Streichelnazi
„The Ladies like him!“ Die Rede ist vom Streichelnazi, den monochrom unlängst in Wien ausstellte. Mit Affirmation hat das nix zu tun, es handelt sich vielmehr um gewohnt aktio-situationistische Aufbereitung eines der verlogensten und verlegensten Kapitel Österreichs: denn noch Jahrzehnte nach dem Krieg stellten die wenigsten Politiker (und Zivilpersonen) den schweigenden Konsens, dass Österreich das erste „Opfer“ Nazideutschlands gewesen sein, nicht bloß nicht in Frage, sondern forcierten jene Betrachtungsweise, die jegliche Unterstützung für die NSDAP auf breiter Basis vollkommen leugnete.
An eine Geschichtsstunde in der Oberstufe kann ich mich noch gut erinnern: am Lehrplan stand schließlich irgendwie irgendwo auch Zeitgeschichte – aber in Lienz muss man da aufpassen; schließlich hat Tirol die Verflechtung von konservativer Politik, Kirche und staatlichen Jobs zur Meisterschaft getrieben. Unsere gesamte „Bildung“ über österreichische Parteien lief dabei folgendermaßen ab: drei Personen bekamen Kopien der damals aktuellen Parteiprogramme von SPÖ, ÖVP und FPÖ und mussten Referate halten. Die drei Vorträge (ohne Zwischenfragen) nahmen fast die gesamten 50 Minuten ein. Der Kommentar unseres Geschichtelehrers in den verbleibenden zwei Minuten lautete: „Und wie ihr seht, ist das eh alles mehr oder weniger das Gleiche.“ Möglicherweise hat diese Aussage sogar einen nicht unbeträchtlichen Teil dazu beigetragen, dass ich später an der Uni Politikwissenschaft als mein Nebenfach gewählt habe.
Es gab jedenfalls keinerlei Diskussion darüber, was Parteiprogramme überhaupt sind und wozu sie dienen, wie die einzelnen Parteien entstanden, wo die grundlegenden ideologischen Unterschiede zwischen links und rechts liegen… man hat uns sozusagen in einer staatlichen Institution zu potentiellen Nichtwählern erzogen. Die Nazis haben wir damals natürlich überhaupt nicht durchgenommen – vielleicht wären die nach Meinung unseres Gymnasialprofs ja „auch eh nur das gleiche“ gewesen. Immerhin hat Österreich ja im Rahmen der statistischen Unschärfe seinerzeit quasi geschlossen für das Großdeutsche Reich gewählt. Fanden .at die Hakenkreuzträger damals gar süß und streichelnswert? Diese Frage stellen Johannes und Co. im folgenden Context-Hacking Video – Text und Credits gibt’s auf monochrom.at.
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