User Generated Videos fürs Handy
Kaum bejubeln Googles Youtube-Kauf Analysten die goldene Zukunft des Themas Viral Video, sollen die kleinen Filmchen auch schon aufs Handy geliefert werden. Freilich nicht als Downloads, sondern via Mobil-Digital-TV. Die Idee hat was für sich: die Anbieter des mobilen Digitalfernsehens suchen nicht nur passenden Content, sondern vor allem neue Formate.
Dass „normales“ Fernsehen am Handy zum Dauerbrenner wird, gilt in Fachkreisen als wenig wahrscheinlich. Die kleinen Filmchen dagegen könnten sich ideal eignen für die kurze TV-Pause an der Straßenbahnhaltestelle, die Produktionskosten tendieren stark gegen null – aus CFO-Perspektive der größte Vorteil.
Wie der heise Newsticker berichtet, will die DMB-Lizenznehmerin Mobiles Fernsehen Deutschland GmbH (MFD) zukünftig dem sogenannten „User generated Content“ gleich eine ganze Show widmen: präsentiert werden sollen die jeweils 20 besten Videoclips aus Nutzerhand. Welche Plattform(en) als Lieferant in Frage kommt, scheint noch nicht fest zu stehen. Mit der geplanten Show würden die Verantwortlichen erstmals Mobiltelefone mit spezifischen FS-Inhalten beschicken, denn bisher beschränkte man sich auf das Recycling bestehender TV-Formate.
Doch obwohl MFD theoretisch 13 Millionen Zuseher erreichen kann, steckt das mobile Fernsehen in der frühen Prototypenphase – die Zahl der Handsets, die DMB unterstützen, ist derzeit noch verschwindend gering. Wenn zukünftig allerdings DMB und DVB-H zu massentauglichen Produkten werden, betreten erst die rechtlichen Fragen die Arena: In Deutschland existieren derzeit im Gegensatz zum terrestrischen Fernsehen keine regulativen Rahmenbedingungen für Mobile TV, in Österreich befindet sich das DVB-H Projekt des ORF in der Testphase. Und sollte tatsächlich User Generated Content zum Einsatz kommen, wird das Problem der Urheber- und Nutzungsrechte sehr schnell virulent.
Eine genaue Überprüfung jedes Videos auf allfällige geklaute Töne oder Bilder scheint auf Dauer weder praktikabel noch bezahlbar – die logische Entwicklung wäre daher wohl die Implementierung von Urheberrechtsabkommen auf Videoplattformen: Mit seiner (digitalen) Unterschrift bestätigt der Uploader, dass er alle Recht an seinem Video besitzt. FS-Sender könnten analog zum traditionellen Radio-Royalty-System über ein entsprechendes Netzwerk auch gleich (reichweitenabhängige) Lizenzen für die Ausstrahlung bezahlen – und in wenigen Monaten wird Viral Video Produzent zum veritablen Job.
Naja, ganz so schnell wird’s nicht gehen, aber ich vermute mal stark, dass Seiten wie Youtube und Co. mittelfristig eine klare Trennung zwischen royalty-free/cleared und „use at your own risk“ Clips eingeführen werden, die vielleicht nur geschlossenen Benutzergruppen zugänglich sind. Ob die rechtlichen Erfordernisse analog zur Causa Napster aus einem illegalen, immens erfolgreichen Service ein legales, immens uninteressantes Angebot machen, oder ob sich youtube zur neuen Clearing-Plattform einer Generation von Graswurzel-Regisseuren entwickelt, kann derzeit noch niemand beantworten. [via heise.de]
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