Ahnenforschung: woher kommt der Name Pettauer?

Ahnenforschung: woher kommt der Name Pettauer?

Mit Google-Alerts alle News zum Stichwort „Pettauer“ zu tracken, fällt relativ einfach – der Familienname ist nicht besonders häufig. Und da keiner meiner sporadischen Namensvettern bloggt oder in sonstiger Weise besonders aktiv im Internet unterwegs ist, gehört mir die Startseite fast allein, bis auf einen Wikipedia-Artikel über den Ort Ptuj, der mir gestern ins Auge stach.

Ptuj (deutsch Pettau, lat. Poetovio) ist eine Stadtgemeinde in Slowenien mit 18.134 Einwohnern (2002) und besteht aus den Katastralgemeinden Grajena, Grajenšcak, Kicar, Krcevina pri Vurbergu, Mestni vrh, Pacinje, Podvinci, Ptuj, Spodnji Velovlek und Spuhlja.

Die Gemeinde gehört zum slowenischen Verwaltungsbezirk Maribor und liegt in der Region Å tajerska (Untersteiermark) an der Drau, 25 km drauabwärts von Marburg – ich hätte also während meiner Jugend in Lienz mit einem Schlauchboot theoretisch jederzeit bis nach Ptuj fahren können :-) Von dort leitet sich nämlich der Name her, denn Pettau ist die deutsche Bezeichnung des Unterortes, der lange Zeit zur Untersteiermark gehörte und eine wechselvolle politische Geschichte hat. Laut Wikipedia lebten in der Gegend bereits in der Jungsteinzeit die ersten Blogger Bewohner dort, im symbolträchtigen Jahr 69 nach Christi Geburt rief man Vespasian hier zum römischen Kaiser aus. Die folgende Party beeindruckte die durchwegs orgiengewohnten Römer offensichtlich so sehr, dass Trajan der Siedlung das Stadtrecht verlieh – was zu wirtschaftlicher und administrativer Blüte führte, bis, wie üblich in solchen Fällen, die Hunnen einfielen und plünderten. Als das kleinwüchsige und unfreundliche Reitervolk schließlich weiterzog, besiedelten die Slawen das Gebiet, welches unter Fürst Pribina Teil des Frankenreiches und später Teil des Erzbistums Salzburg wurde. Von 1500 bis 1919 schließlich gehörte Ptuj zur Steiermark: also kein Wunder, dass sich in über 400 Jahren die Vorliebe für Kernöl in der genetischen Disposition fest verankert hat.

Naturkatastrophen und ungebetene Gäste sollten den kometenhaften Aufstieg der Stadt jedoch ein zweites Mal zunichte machen, denn bei den Auseinandersetzungen mit dem Osmanischen Reich kam es zu gravierenden Zerstörungen. Den finalen Kinnhaken erhielt Ptuj jedoch von der Schienentechnologie: als am Ende des 19. Jahrhunderts die Südbahn zwischen Wien und Triest in Betrieb ging, führte die Strecke über Maribor, Pettau blieb ohne Förderung und schrumpfte vor sich hin. Vielleicht ahnte die Bevölkerung damals bereits, dass die Wirren der europäischen Geschichte weitere Umstrukturierungen in petto hatten:

Beim Zerfall Österreich-Ungarns 1918/19 wurde das Gebiet von Pettau von der neu gegründeten Republik Deutschösterreich beansprucht, es kam aber ohne Abstimmung zu Jugoslawien. Die ursprünglich deutschsprachige Bevölkerung Pettaus (1910 in der Altstadt 86%) verringerte sich durch die Slawisierungspolitik der Zwischenkriegszeit bereits beträchtlich. Die umliegenden Dörfer sprachen schon vor 1919 fast ausschließlich Slowenisch.

1941 wiederum begann die Phase der reichsdeutschen Besatzung, und die Nazis enteigneten und deportierten einen großen Teil der slowenischen Bevölkerung. Im Rahmen eines zwischen Mussolini und Hitler 1939 geschlossenen Abkommens wurden ihrerseits vertriebene Deutsche aus Südtirol angesiedelt, die dann erneut 1945 zusammen mit den verbliebenen deutschen Pettauern vertrieben wurden und zum Teil nach Österreich, zum Teil nach Amerika emigrierten. Die Eltern meines Vaters gehörten zu diesen zuletzt vertriebenen „Ureinwohnern“ von Ptuj; somit sind neben meinen großväterlichen Südtirol- und großmütterlichen Lienz-Roots also auch slowenische und steirische Anteile im Mix, ganz zu schweigen von entfernten Verwandten in Kärnten. Bei Gelegenheit werd ich Ptuj mal besuchen, scheint ein nettes Ziel für einen Motorradausflug zu sein.

0 Kommentare
  1. C
    C sagte:

    bin mal zufällig über die namenswurzeln von „strache“ gestolptert: kommt vom slawischen „strachomir“, dessen wortbedeutung irgendwo zwischen „furcht“ und „schrecken“ liegt. wie bezeichnend!

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