Die Grünen stecken in der Scheiße
„Nimm ein Flaggerl für dein Gackerl!“ und darunter „Wer Österreich liebt, muss Scheiße sein.“ Dieses Plakat dachte sich irgendjemand bei der Grünen Jugend aus… und stieß damit auf fast ungeteilten Widerspruch. Wie man’s auch dreht und wendet: die Persiflage auf eine Kampagne der Wiener FPÖ für mehr Hundedreck-Beseitigung durch Tierhalter (ein ehrenwertes Unterfangen) erlaubt in der Tat keine Interpretation, bei der die Urheber irgendwie gut aussteigen würden.
Die F frohlockte natürlich und fordert strategisch die Ausweisung volle Härte des Gesetzes – in der Tat droht das österreichische StGb im ç248 mit bis zu 6 Monaten Haftstrafe für alle Gimps, die öffentlich Österreich und/oder dessen Flagge lächerlich machen. Ich finde es zwar traurig, dass man einem nationalen Symbol (Nationalismus kommt nun mal von „national“) diesen strafrechtlichen Extra-Schutz angedeihen lässt, wo man doch annehmen könnte, die „Freiheit der Meinung“ sei ein höheres Gut als Ehrfurcht vor einer Flagge. Aber andererseits kommt mir diese „Werbeaktion“ der Grünen unglaublich dämlich vor. Das ganze passierte ja keineswegs im Verborgenen – immerhin hing das inkriminierte Plakat laut ots-Aussendung mehrere Wochen vor der Wiener Parteizentrale.
Ärgerlich daran finde ich, dass die Botschaft schlicht und ergreifend die Idee nationaler demokratischer Politik ganz ablehnt – eine völlig legitime Position für eine offiziell anarchistische Partei. Aber warum sollte ich Volksvertreter wählen, die ganz klar kommunizieren, dass sie nicht vertreten wollen? Genau diese unglaubliche sprachliche Insensibilität stört mich bei den Grünen schon seit Jahren und macht’s mir unmöglich, einer Truppe von Leuten, die vor lauter Splittersuche im Auge des Gegner das fette Holzbrett vor dem eigenen Kopf nicht mal im Spiegel sehen, meine Stimme zu geben. Eine Partei, die größten Wert auf Splitting und sensiblen Umgang mit Sprache legt, und dann im NR-Wahlkampf „Für mehr Kontrolle“ plakatiert, wie vor einigen Jahren geschehen, ist offensichtlich nicht in der Lage, die gepredigten Grundsätze selbst umzusetzen. Schade, denn nachdem Umwelt-Themen längst breitenwirksames Querschnittsthema geworden sind, die Grünen ihre „Fundis“ unter „mehr Kontrolle“ gebracht haben und der Großteil der Partei sich bereitwilliger mit König Pragmatismus arrangiert als jede große Koalition, wird’s schwierig mit Uniqueness und Positionierung. Da helfen weder halblustige Versuche, sowas wie die Partei der von ÖVP und SPÖ komplett vernachlässigten neuen Selbständigen zu werden noch Politiker wie Peter Pilz, solange sie Einzelkämpfer bleiben und die Parteispitze besagtes Plakat als „Missgeschick“ und „eigenen Willen der Jugend“ abtut. Die deutsche Grüne Jugend war übrigens auch recht verwundert.
PS: Ich schreibe diesen Kommentar nur deshalb, weil ich mir am politischen Spektrum nix mehr wünschen würde für .at als eine wirtschaftspolitisch realistische, auf Umweltschutz bedachte und gesellschaftspolitisch sozial eingestellte Partei. Nach dieser ganzen Eurofigher-Würg-Kotz Story und einem roten Armeeminister, der plötzlich nix von Kritik wissen will, bleibt ja leider keiner mehr übrig, den man guten Gewissens wählen könnte.
Update: Zufällig gerade gefunden beim Neo-Blog ostarrichi – solipsistisch, aber die eigene Logik kann einem manchmal ganz schön um die Ohren fliegen:
Nun ist es so, dass die Grüne-Jugend Wien den Slogan eines Anti-Hundekot-Plakates von „Nimm ein Sackerl für mein Gackerl“ zu „Nimm ein Flaggerl für mein Gackerl“ auf der Österreichischen Flagge mit dem Untertitel „Wer Österreich liebt muss scheiße sein“. Abgesehen davon, dass die grünen Jungs damit bewiesen haben, dass zu allererst sie selbst scheiße sind, hat Arigona ja behauptet, dass die nicht in den Kosovo zurück will und hier in Österreich bleiben möchte, das Land, das sie angeblich zu Lieben gelernt hat, somit ist laut den Grünen Arigona scheiße und die Grünen unterstützen somit Scheiße.
Passend dazu ist morgen, 10. Januar der „International Anti-Nationalism Day“:
http://www.facebook.com/event.php?eid=15462870067
ABER: Wie kann eine Partei bitte anarchistisch sein?!? Sowas wie organisierten Anarchismus kann es nicht geben – contradictio in se. Das schreib ich jetzt als bekennender (unorganisierter, apolitisch inkorrekter) Anarchist.
Bin völlig deiner Meinung, es ist ein Widerspruch in sich!
Hauptsache, über die Grünen ablästern – aber wie sieht’s eigentlich mit den Alternativen aus? Wohl eher bitter würd ich sagen, siehe den Stuss, den die SPÖ seit Monaten in der Regierung aufführt. Von der ÖVP erwartet man’s ja nicht anders, allein Kdolskys Schweinsbraten-Eiertanz wär ein Kabarettstück für sich.
Nur weil die anderen Parteien auch Blödsinn machen, legitimiert das die Grünen noch lange nicht, das gleiche zu tun. Man darf sich nie an die niedrigsten Standards anpassen, ich find den Slogan auch sehr unklug und kontraproduktiv gewählt.
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Die Grünen sind nicht „das Problem“, sondern deren Einstellung. Generell mißfallen mir Sichtweisen, die auf Selbstdegradierung aufbauen. Nun ist es aber eine Sache, sich selbst scheiße zu finden oder aber anderen einreden zu wollen, daß sie gleichfalls auch scheiße seien.
Satire, zumal Ironie, setzt gerade auf den Unterschied zwischem Gesagtem und Gemeintem. Bei den Grünen habe ich da so meine Zweifel, daß man ihre Handlungen für (Real-) Satire halten kann. Dafür sind diese Jungs und Mädels zu sehr Überzeugungstäter.
Auf kommunaler Eben gehen die Grünen noch an, alles andere aber ist schlicht scheinheilig und Augenwischerei, wie man anhand des fortwährenden Wortbruchs und Wendehalserei der Gründen in der BRD erleben kann.
Zur Politik gehört das Mäandrieren und sich Winden, doch wollen einem die Grünen glaubenmachen, daß das, was zur gegenwärtigen Sekunde vertreten werde das einzig Richtige sei, gewesen wäre und immer sein wird – und dies selbstverständlich auch für alle vorherigen Botschaften und zukünftigen gelten werde. Mit anderen Worten: niemand gibt sich derart verzweifelt viel Mühe, sich an der Quadratur des Kreises zu befleißigen.
Negativismen àla „X ist scheiße“ sind unklug. Gegen etwas zu sein ist immer easy going und verführerisch, einzustehen für etwas im Sinne einer positiven Formulierung dagegen nicht immer einfach. Die Gründen (BRD) sind wider Krieg – Kosovo, Afghanistan war kein Krieg, sondern Friedenssicherung. Man möge sich ausmalen, wie folgende Parole bei den Grünen-Stammwählern angekommen wäre: ââ¬Å¾Deutsche Soldaten zur Friedenssicherung nach Kabul! Die Grünen“
Sehr schöne gesagt… da scheint ja bei den Grünen in Deutschland einiges sehr ähnlich zu laufen wie in Österreich. Und ich find’s halt auch peinlich, das ganz dann offiziell mit „das ist eben die grüne Jugend“ zu „entschuldigen“.
Hey Richie, da übertreibst du jetzt aber! Die Grünalternative Jugend hängt bei sich im Büro ein dämliches Plakat auf und schon sind die Grünen unwählbar. Ich bin ja für jede politische Diskussion und auch Kritik zu haben, aber das Plakat alleine das lass ich nicht gelten!
Ja, du hast recht – unwählbar ist übertrieben. Aber das liegt ja auch nur an den hohen Ansprüchen, dich an die :mrgreen: hab!
PS: Platterwatch is super. Da werd ich demnächst was drüber schreiben. two thumbs up.
Wer bitte wählt eine Partei deren Jugend das eigene Heimatland scheiße findet?! Wohl kaum jemand der sich für sein Land intressiert?!!! Dass ist echt das allerletzte!
Ist ein schwieriges Thema… natuerlich isses legitim, Heimatglorifizierung abzulehnen, aber wer das eigene Land hasst, sollte es wohl definitiv nicht regieren :cool: